Malerische Provence: die Dörfer des Vaucluse

Das Département Vaucluse liegt im Westen der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur.

Künstler mit Staffelei oder Kamera zieht es jedes Jahr zu Tausenden in diese Gegend, denn der Südosten Frankreichs bietet unendlich viele schöne Bildmotive. Doch auch all jene, die lieber nur „entschleunigen“, den Moment genießen und die Seele baumeln lassen wollen, kommen in diesem herrlichen Landstrich auf ihre Kosten.

Reiseführer und Tourismusseiten im Internet wecken bei Touristen aus aller Welt das Interesse für die Dörfer des Vaucluse.  Leider mit dem Resultat, dass sich in manchen Orten tagtäglich ein schier endloser Strom von Besuchern durch die kleinen Sträßchen schiebt. Das nimmt der Region zwar nicht ihre Schönheit, doch finden wir, dass die besondere Atmosphäre, der „Herzschlag der Provence“ in diesem Trubel komplett untergeht.

Bei uns setzte deshalb auch ein spontaner Fluchtreflex ein, als wir beim Ansteuern einiger der besonders hochgelobten und bekannten Dörfer des Vaucluse die langen Staus vor den Ortseinfahrten erblickten. Wir haben daraufhin malerische Orte jenseits des Beliebtheitsrankings diverser Fotoseiten im Internet entdeckt. Zwar noch nicht millionenfach abgelichtet, aber authentisch und wunderschön.

Einige stellen wir Ihnen heute vor.


Malaucène

Diese im 10. Jahrhundert entstandene Gemeinde liegt am Fuße des Mont Ventoux, des eindrucksvollsten Bergs der Provence, und hat 2.700 Einwohner. Sie wird überragt von den Überresten einer aus dem 10. Jahrhundert stammenden Festung, deren Außenanlagen frei zugänglich sind. Der Anstieg nach hier oben lohnt sich unbedingt, denn die Aussicht auf die umliegende Landschaft und den ungewöhnlichen Gipfel des Ventoux ist grandios!

Der Beffroi von Malaucène

Nach diesem ersten Überblick aus luftiger Höhe steigen wir hinab ins Dorf und erkunden gemächlich die vielen hübschen kleinen Plätze und Gassen. Dabei kommen wir am „Beffroi“, dem Burgfried vorbei, einem Wachturm aus dem 14. Jahrhundert.

Kunsthistorisch bedeutend ist die Kirche Saint Michel et Saint Pierre aus dem 14. Jahrhundert, die im romanischen und gotischen Stil erbaut wurde und ein Seitenschiff im Renaissancestil hat. Sehenswert sind auch die vergoldete Holzorgel aus dem 17. Jahrhundert und die geschnitzte Kanzel.

In Malaucène gibt es nicht nur herrliche mittelalterliche Bauwerke, sondern auch die steinernen Spuren von Galliern und Römern zu entdecken.

 

DSC_0017
DSC_0019
DSC_0027
DSC_0016

Das Dorf hat tagsüber eine angenehm ruhige Atmosphäre. Die eng stehenden Häuser sorgen wie auch die vielen Platanen für Kühle und Schatten.  Hübsche Brunnen spenden Erfrischung und das Plätschern des Wassers sorgt (angesichts der hochsommerlichen Temperaturen) dafür, dass man auch innerlich ein paar Gänge herunterschaltet. Dazu noch der Duft von Jasmin und Ginster – voilà! – Entspannung pur!

Radfahrer aus der ganzen Welt zieht es noch aus einem ganz anderen Grund nach Malaucène: Das Dorf ist ein idealer Ausgangspunkt für Radtouren in die Umgebung und natürlich für die Fahrt auf den Mont Ventoux – einem Highlight im Leben vieler Radbegeisterter. Auch Wanderfreunde kommen hier übrigens auf ihre Kosten.

Einen Trubel der angenehmen Art kann man in Malaucène jeden Mittwoch von 8 bis 13 Uhr erleben, wenn auf dem Platz vor dem Rathaus der Wochenmarkt stattfindet. Neben Kunstgewerbe und Kleidung werden vor allem kulinarische Köstlichkeiten aus der Region angeboten. Von Erdbeeren, Spargel, Kirschen, Wildsalami, Käse, Pilzen bis hin zu Süßigkeiten und hochprozentigen Leckereien gibt es (fast) alles, was das Herz begehrt. Ein „Muss“ für Genießer jeden Alters und eine optische Augenweide!

                                 

Allgemeine Infos über Malaucène gibt es beispielsweise bei France Voyage oder bei Provence Holidays.


DSC_0167
DSC_0172
DSC_0170
DSC_0173

Crestet – klein, aber fein

Deutlich kleiner ist das knapp 500 Einwohner zählende Dörfchen Le Crestet, das nur wenige Fahrminuten von Malaucène entfernt liegt.

Schmale, gepflasterte Gassen, Brunnen und schöne alte Häuser aus Natursteinen erwarten die Besucher. Auch hier gibt es einen „Beffroi“ (Bergfried), der früher der Sicherheit der Bewohner diente. Beim Spaziergang in Crestet sollte man lieber Schuhe mit rutschfesten Sohlen tragen, denn die Wege sind steil und holprig und die Pflastersteine sehr glatt. Autos dürfen hier nicht fahren – sie kämen gar nicht durch die engen Gassen.

Die Schönheit des Dörfchens lohnt den Besuch auf jeden Fall, auch wenn die Besichtigung nicht allzu lange dauert.


DSC_0178
DSC_0195
DSC_0191
DSC_0165

Séguret – Zeitreise ins Mittelalter

Dieses autofreie 800-Seelen-Dörfchen zählt zu den 176 „schönsten Dörfern Frankreichs“, einem Prädikat, das nur an kleine, ländliche Gemeinden mit „reichem historischem Erbe“ verliehen wird. In Séguret findet man gepflasterte Gässchen, mittelalterliche Steinhäuser, Kirchen, einen Glockenturm und viele Brunnen. Wenn man die allgegenwärtigen Zeichen der modernen Zeit wie Restaurants und Souvenirläden ausblendet, fühlt man sich tatsächlich wie am Ziel einer Zeitreise ins Mittelalter.

Sportliche Besucher mit festem Schuhwerk können sich noch auf den Weg zur oberhalb gelegenen Burgruine machen. Wir versichern Ihnen: der Blick von hier oben über die Ebene bis ins Rhônetal belohnt Ihre Anstrengung!

Von Crestet dauert die Fahrt hierher mit dem Auto eine gute Viertelstunde. Von Malaucène aus brauchen Sie 20 und von Vaison la Romaine aus 10 Minuten bis Séguret. Eine Kombination der Besuche bietet sich deshalb an.

Mehr Infos zu den Dörfchen des Vaucluse finden Sie z.B. bei Provence Tourismus.

 


Passage Boyer


Carpentras – Süße Stärkung inklusive

Saint Siffrein

Südlich von Malaucène gelegen und in ca. 20 Minuten mit dem Auto erreichbar ist die 30.000 Einwohner zählende Stadt Carpentras.

Vom großen Besucherparkplatz aus ist die Innenstadt bequem in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Ausgestattet mit einem Übersichtsplan des „Office de Tourisme“ folgen wir den Wegweisern des Rundwegs, der uns zu den Sehenswürdigkeiten im historischen Zentrum führt. Auch hier begibt man sich auf eine Zeitreise durch die vergangenen Jahrhunderte: Die zu Beginn des 15. Jahrhunderts erbaute Kathedrale Saint Siffrein, die aus dem 14. Jahrhundert stammende Synagoge (eine der ältesten noch aktiven in Frankreich), der ehemalige Bischofspalast aus dem 17. Jahrhundert (heute Sitz des Gerichts), die Passage Boyer mit dem beeindruckenden Glasdach, das ehemalige Krankenhaus Hôtel-Dieu und die Stadtmauer und ihre Tore sind absolut sehenswert. In unserem Reiseführer wurden die vielen Brunnen der Stadt besonders gelobt, doch leider waren sie zur Zeit unseres Besuchs im Frühsommer noch nicht alle wieder mit Wasser gefüllt. Carpentras hat eine angenehme, lockere Atmosphäre, die man auch immer wieder aus einem der vielen Straßencafés entlang des Rundwegs durch die Altstadt genießen kann.

Natürlich haben wir Carpentras nicht ohne eine Dose der leckeren Berlingots verlassen, einer Bonbonspezialität aus dem Sirup süßer Früchte. Die tetraederförmige Leckerei erfreut Naschkatzen seit dem 19. Jahrhundert und wird oft in hübschen nostalgischen Verpackungen angeboten.

Infos über Carpentras gibt es u.a. bei Provence Tourisme.


 

Zum Abschluß noch ein Tipp für alle Provencereisenden, die keinen genauen Zeitplan einhalten müssen und dennoch einige der berühmteren Dörfer besichtigen wollen: planen Sie Ihren Touren antizyklisch außerhalb der Zeiten des größten Ansturms! Sie sind Frühaufsteher? Das ist die perfekte Voraussetzung dafür, eine authentische Provence-Atmosphäre zu erleben. Bummeln Sie frühmorgens durch ein provenzalisches Städtchen, genießen Sie die frische Luft, den Duft von Blumen und Bäumen, eine schöne Aussicht und vielleicht ein Schwätzchen mit den Einheimischen.  Zum Abschluß noch einen Milchkaffee und ein leckeres Pain au Chocolat oder ein knuspriges Croissant in einem Café. Voilà ! Sie starten mit vielen schönen Impressionen und entspannt in den Tag und können das Weite (und ein ruhigeres, weniger frequentiertes Plätzchen) suchen, wenn die ersten Reisegruppen eintreffen.



Voyage, voyage – Frankreich mit Herz!

Der Blog von Frankreichfreunden für Frankreichfreunde, oder für solche die es werden wollen.

 



À nos amis français :

Cet article a plu  à votre clientèle et vous souhaitez l’utiliser pour vos brochures d’information ou pour vos sites Internet ? N’hésitez-pas à me contacter, s’il vous plaît !
Je vous aiderai volontiers à faire connaître votre région ou vos produits en Allemagne !
Je vous prie de prendre rendez-vous par voie de mon formulaire de contact.


Fotos: Barbara Gruber-Stahl
©Copyright: Barbara Gruber-Stahl 2024, alle Rechte vorbehalten für Bilder und Inhalte

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: Content is protected !!