Deutsch-französische Kooperation: vermeiden Sie interkulturelle Fettnäpfchen

Vielleicht kommt Ihnen diese Geschichte bekannt vor:

Für die erste Besprechung mit Ihren französischen Geschäftspartnern haben Sie sich mächtig ins Zeug gelegt – schließlich wollen Sie beweisen, dass die länderübergreifende Kooperation mit Ihrer Firma ein voller Erfolg werden wird. Sie verfügen über Kompetenz, engagierte Mitarbeiter und eine solide finanzielle Basis. Was sollte also schief gehen?

Das erste Treffen naht und selbstverständlich haben Sie Ihren neuen Kollegen dabei, der mehrere Semester in den USA studiert hat. Auch Ihr eigenes Englisch ist recht gut, was Sie beim Eintreffen der französischen Delegation gleich im Smalltalk beweisen. Fast alle französischen Kollegen sprechen Englisch und somit sollte die Verständigung doch keinerlei Probleme mit sich bringen.

An Ihrer Powerpoint-Präsentation zum gemeinsamen Projekt haben mehrere Mitarbeiter fieberhaft gearbeitet und sowohl technisch als auch bezüglich der Argumente für die von Ihnen vorgeschlagenen Strategie ein Meisterwerk geschaffen. Schließlich wollen Sie zeigen, dass Ihre französischen Partner es mit einer leistungsstarken deutschen Firma zu tun haben, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen hat, zuverlässig im Team arbeiten wird und sich bestens auf die Zusammenarbeit vorbereitet hat.

Zu Ihrem Erstaunen hat die französische Delegation außer ein paar Flyern und einer eher kurzen Unternehmenspräsentation kein Material im Gepäck. Na, das können Sie doch besser: Frohen Mutes halten Sie Ihre englische Präsentation ab und zunächst hören die neuen Kollegen durchaus interessiert zu. Dann aber werden die Blicke zur Uhr häufiger, der Griff zur Kaffeetasse ebenfalls und irgendwann werden auch die Gesichter immer länger.

Außer einem höflichen Applaus und ausweichenden Antworten kommt kein direktes Feedback auf Ihre vielen Vorschläge. Vielleicht war die Anreise einfach stressig? Da lässt sich sicher beim anstehenden gemeinsamen Abendessen einiges diskutieren. Doch selbst köstliche Speisen und verzweifelte Versuche Ihrerseits, die englische Unterhaltung wieder in Gang zu bringen, entlocken den französischen Gästen nur kurze Antworten und Allgemeinplätze. Das ist ja zum Verzweifeln! Jetzt haben Sie sich solche Mühe gegeben und nun dies. Dabei wirken die französischen Kollegen zu Ihrem Erstaunen im Gespräch untereinander richtig vergnügt.

Ganz schön eingebildet, diese Typen – und überhaupt: dieses Chaos! Da trifft man sich extra, um die nächsten gemeinsamen Schritte festzulegen und dann haben die kein Material dabei…Wie soll das Projekt da überhaupt in Gang kommen? So langsam sinkt auch Ihre Laune in den Keller…sollen die sich doch einen anderen Partner suchen, wenn sie nicht wollen.

STOPP! Immer mit der Ruhe…

„Andere Länder, andere Sitten“ lautet ein altes deutsches Sprichwort. Genau dies ist der entscheidende Punkt. Wenn man dabei  noch im Auge behält, dass „anders“ nicht gleichbedeutend ist mit „besser“ oder „schlechter“, ist man schon einen Riesenschritt weiter in der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Fernab jedweder Vorurteile und Patentrezepte bringt es nämlich unheimlich viel, sich vorab in die Denk- und Verhaltensmuster der Gesprächspartner hinein zu versetzen. Das gilt natürlich auch für Ihre französischen Partner. Gegenseitige kulturelle Missverständnisse sind nicht nur unangenehm, sondern können ganze Projekte zum Scheitern verurteilen.

Deshalb: Machen Sie sich – anstatt Ihre komplette Vorbereitungszeit in perfekte Präsentationen zu stecken – die Mühe, die kulturellen Gepflogenheiten Ihrer Partner kennenzulernen.

„Franzosen sind doch Europäer, was soll denn da anders sein?“, lautet oft die Antwort auf diesen Vorschlag. Ja, das sind sie, aber wussten Sie, dass genau die oben geschilderten „deutschen Tugenden“ von französischen Kollegen häufig als „arrogant“ und „bevormundend“ eingestuft werden? Dass ein Erstgespräch in der französischen Arbeitswelt eher dazu genutzt wird, soziale Kontakte zu knüpfen und dann in einer Art „Brainstorminggemeinsam die weitere Vorgehensweise zu erarbeiten? Dass man diese Kollegen geradezu vor den Kopf stößt und für Unbehagen sorgt, wenn man gleich mit der Türe ins Haus fällt und fertige Strategien vorlegt?

Doch nicht nur das erste Treffen birgt Stolpersteine. So hat in Frankreich meist immer noch der „patron“ das Sagen und es wirkt nicht unbedingt professionell, wenn man sich als Führungskraft im weiteren Verlauf der Zusammenarbeit vor Entscheidungen ständig ganz offensichtlich erst mit Kollegen und Vorgesetzten kurzschließen muss. Das bedeutet jetzt nicht, dass Sie nicht weiter wie gewohnt mit Ihren Kollegen zusammenarbeiten dürfen. Sie sollten nur gegenüber den französischen Partnern überzeugend den Chef mimen und die Teamentscheidungen ohne großes Tamtam nach außen fällen.

Zum Schluss noch ein letzter Tipp, der das „interkulturelle Eis“ fast immer zum Schmelzen bringt: Selbstverständlich sprechen Ihre französischen Geschäftspartner Englisch oder Deutsch. Dennoch ist es oft genau der entscheidende menschliche Faktor, dass Sie oder ein sprachkundiger Kollege in der Lage sind, auch ein paar Worte in der Muttersprache Ihres Gegenübers zu wechseln.

Wichtig ist, dass Sie und Ihre Mitarbeiter vor Ihren deutsch-französischen Treffen entsprechend vorbereitet sind. Dann werden sich die Türen in unser Nachbarland um einiges schneller öffnen und auch die weitere Zusammenarbeit wird um vieles einfacher.

Falls Ihnen all dies völlig neu ist und Sie erfolgreich mit französischen Partnern zusammenarbeiten wollen, sollten Sie sich unbedingt Unterstützung suchen. Nachfolgend einige Links zum Einlesen in dieses spannende Thema.

Barbara Gruber-Stahl, M.A. – Ihre Partnerin für deutsch-französische Kooperation

(Fotos: Pixabay)

https://www.connexion-emploi.com/de/a/vom-missverstandnis-zum-konflikt-im-deutsch-franzosischen-kontext-wie-wichtig-die-kommunikation-im-beruf-ist

https://karrierebibel.de/interkulturelle-kompetenz/#Interkulturelle-Kompetenz-Frankreich

https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/a-la-methode-francaise-was-aus-deutsch-franzoesischen-gemeinschaftsunternehmen-wurde/9829912.html

https://www.experteer.de/magazin/deutschland-frankreich-unterschiede-im-fuhrungsstil-und-deren-konsequenzen/

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Eine Antwort

  1. Johanna Waine sagt:

    Unglaublich wichtig! Dieser Aspekt wird einfach zu oft unterschätzt, und dann wundern sich die Experten, dass ihre Angebote cum Kompetenzen scheinbar im Ausland nicht geschätzt werden, weil interkulturelle Kompetenzen schlichtweg fehlen. „Thumbs up!“ für diesen ebenso gelungenen wie hilfreichen Beitrag! Bitte mehr davon.